BAUMSCHNITT

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BAUMSCHNITT

Obstbaumschnitt

von Christell Rupp


Allgemeines


Der Obstbaumschnitt unterscheidet sich vom Schnitt der Ziergehölze deutlich. Zwar freut man sich im Frühling auch über die Blütenpracht von Äpfeln, Birne oder Kirschen; im Vordergrund steht jedoch die Ernte gesunder, aromatischer Früchte. Wer über die wichtigsten Grundkenntnisse verfügt und sich in den ersten Jahren Zeit nimmt, um die Auswirkungen der einzelnen Maßnahmen zu beobachten, kann grobe Fehler beim Obstbaumschnitt vermeiden. Besonders viele praktische Tipps erhalten Sie bei einem Schnittkurs vor Ort. Genaue Termine erfahren Sie über öffentliche Obstbauberatungsstellen und Naturschutzverbände. Auch bei der Schnittdemonstration in einer Obstbaumschule können Sie den Profis über die Schulter blicken oder unter Anleitung manchmal sogar selbst zur Schere greifen.


Bei eigenen Versuchen sollten Sie sich immer vor Augen halten: Wenn Sie einen Trieb nur zurückschneiden, regen Sie die Bildung mehrerer neuer Triebe an – die Pflanze wird also insgesamt dichter und normalerweise ist im nächsten Jahr ein erneuter Korrekturschnitt erforderlich, um die überzähligen Triebe wieder zu entfernen. Wird ein Zweig hingegen an der Ansatzstelle oder hinter einem schon vorhandenen Seitenzweig abgeschnitten, verteilt sich die Wuchskraft auf die verbliebenen Äste und Zweige.


Schwachwüchsige Obstbäume sind einfacher zu schnei-den


Wie viel Sie abschneiden, hängt von der Obstart, dem Alter der Bäume sowie von der Unterlage ab. Diese ist oft ein robuster Wildling und bildet das Wurzelsystem eines Baumes. Auf ihn veredelt man eine sogenannte Edelsorte, die besondere Blüten- oder Fruchteigenschaften besitzt. Hoch- oder Halbstämme auf wuchskräftigen Wurzelunterlagen bilden eine breite Krone und können bei guter Pflege 30 Jahre alt werden. Nachteil: Der Schnittaufwand ist recht hoch.


Sorten, die auf einer schwach wachsenden Unterlage veredelt wurden, bleiben kleiner und sind weniger langlebig, tragen dafür aber schon im dritten Standjahr Früchte. Sie werden im Garten meist als drei bis fünf Meter hoher Buschbaum, bei wenig Platz als Spindelbusch oder als sogenannte Schlanke Spindel erzogen. Diese schmalen, niedrigen Baumformen sind für Äpfel besonders gut geeignet und relativ leicht zu erziehen.


Birnen erweisen sich dagegen oft als Senkrechtstarter. Selbst auf schwach wachsende Quitten veredelte Sorten bilden gerne steil aufragende Kronen und entwickeln ständig neue Triebe. Um diese Wuchsfreude mit einem Winterschnitt nicht noch zu verstärken, entfernt man überflüssige Steiltriebe im Juni. Mit allen übrigen Korrekturen können Sie sich bis Mitte September Zeit lassen.


Auch bei Süßkirschen und Pflaumen lässt sich durch einen Schnitt nach der Ernte das Wachstum reduzieren. Bei gut erzogenen, ausgewachsenen Bäumen ist ein Erhaltungsschnitt meist nur alle zwei bis vier Jahre erforderlich. Sauerkirsch-, Pfirsich- und Aprikosenbäume sollten Sie nach abgeschlossener Erziehungsphase jährlich auslichten.


Verschiedene Schnittmethoden


Vier Schnittmethoden unterscheidet man beim Obstbaumschnitt je nach Lebensalter und Entwicklung der Obstbäume. Ziel ist ein harmonisches Verhältnis zwischen Wachstum, Blütenbildung und Fruchtansatz über die gesamte Lebensdauer. Die Erziehungsphase dauert bei schwach wachsenden Obstgehölzen etwa drei Jahre, bei Halb- und Hochstämmen bis zu sieben Jahre. Danach erfolgt der Erhaltungsschnitt. Ein Verjüngungsschnitt ist dann fällig, wenn die Bäume in Ertrag und Fruchtqualität deutlich nachlassen oder an Vitalität verlieren.


Pflanzschnitt


Der Schnitt nach dem Pflanzen erfolgt auch bei einer Herbstpflanzung grundsätzlich im Frühjahr. Kürzen Sie alle Leittriebe ein, also die Zweige, die später die Form der Krone bestimmen. Faustregel: kräftige Triebe um ein Drittel, schwache bis zur Hälfte. Alle nicht benötigten Triebe unterhalb der künftigen Krone an der Zweigbasis werden ebenfalls entfernt.





















                          (c) MSG/Sylvia Bespaluk

                      Pflanzschnitt




Erziehungsschnitt


Der Erziehungsschnitt fördert die Bildung stabiler Tragäste und erster fruchtbarer Seitentriebe. Entfernen Sie alle nach innen wachsenden Steiltriebe und kürzen Sie die Enden der drei bis vier Hauptäste erneut ein, sodass eine pyramidenförmige Krone entsteht. Auch der senkrechte Leittrieb, die sogenannte Stammverlängerung, wird in der Regel eingekürzt, damit sie weitere Seitenzweige bildet.






















           

            (c) MSG/Sylvia Bespaluk

          Erziehungsschnitt




Erhaltungsschnitt


Sobald der Baum regelmäßig viele Früchte trägt, sorgt der Schnitt für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Fruchtbildung und Wachstum. Entfernen Sie weiterhin alle senkrechten Wasserschosse und Konkurrenzzweige am Mitteltrieb. Schneiden Sie außerdem ältere, stark verzweigte Astpartien ab, die nur noch wenige oder kleine Früchte liefern. Diese sogenannte Fruchtholzverjüngung reduziert vorübergehend den Ertrag, führt aber zu Bildung größerer, qualitativ besserer Früchte.





















                          (c) MSG/Sylvia Bespaluk

                      Erhaltungsschnitt




Verjüngungsschnitt


Mit einem Verjüngungsschnitt kann man Obstbäume wieder in Form bringen, die jahrelang nicht geschnitten wurden. Dazu lichtet man die Krone im Frühjahr großzügig aus und entfernt überhängende, überalterte Fruchtäste. Der Baum bildet daraufhin im Lauf der Saison viele Wasserschosse, die laufend entfernt werden sollten. Im Folgejahr kann man dann in der Regel wieder zum Erhaltungsschnitt zurückkehren.





















                   (c) MSG/Sylvia Bespaluk

                Verjüngungsschnitt




Kernobst schneiden


















Bei Äpfeln und Birnen werden Hoch- und Halbstämme traditionell im Winter geschnitten. Bei enger gepflanzten, höchstens 2,50 Meter hohen Spindelbäumen setzt sich auch im Garten der Sommerschnitt durch. Wichtig: Zu viele oder über 50 Zentimeter lange Neutriebe sind immer ein Zeichen für zu starkes Triebwachstum. Man kann ihr Wachstum durch einen Schnitt im Sommer reduzieren. Entfernen Sie dabei all jene Langtriebe, die das Kroneninnere unnötig beschatten. Lassen Sie etwa ein Drittel dieser Zweige stehen, denn auf einen zu starken Obstbaumschnitt reagieren gerade stark wachsende Sorten mit einem kräftigen Neuaustrieb.


















                             (c) MSG/Sylvia Bespaluk

                     Birnbäume wachsen von Natur aus aufrechter als Apfelbäume. Deshalb ist es

                     wichtig, dass Konkurrenztriebe und Wasserreiser rechtzeitig entfernt werden.



Ältere Apfel- und Birnbäume bilden die meisten Früchte an bis zu 20 Zentimeter langen Kurztrieben und den zwei bis fünf Zentimeter langen Fruchtspießen. Achten Sie beim Schnitt darauf, dass diese Triebe überwiegen und entfernen Sie bei ausgewachsenen, gut erzogenen Gehölzen im Winter lediglich zu dicht stehendes oder nach unten hängendes ("abgetragenes") Fruchtholz.




Steinobst schneiden










Bei den Süßkirschen ist eine Rundkrone das Ziel. Nach der Erziehungsphase genügt es, wenn Sie die Krone jährlich großzügig auslichten. Ältere Bäume können Sie dabei auch im Umfang behutsam verkleinern. Pflaumen, Mirabellen und Renekloden sollten ebenfalls regelmäßig, aber mäßig geschnitten werden. Große Eingriffe sind möglichst vermeiden. Pfirsiche, Aprikosen und Sauerkirschen neigen hingegen zum Vergreisen und benötigen einen stärkeren Rückschnitt, damit sie neues Fruchtholz bilden. Der Erziehungsschnitt im Frühjahr wird kurz vor der Blüte durchgeführt. Der Erhaltungsschnitt erfolgt im Sommer.



















                           (c) MSG/Sylvia Bespaluk

                   Süßkirschen sind pflegeleicht und müssen nach abgeschlossener Erziehung nur

                   noch wenig geschnitten werden. Nehmen Sie überalterte Fruchttriebe oder ganze

                   Zweigpartien im Spätsommer einfach oberhalb eines weiter innen wachsenden

                   Jungtriebs heraus. Steiltriebe wie üblich ganz entfernen.

     

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DIETER DRAßDO


Fachmann bei Fragen zum Baumschnitt




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